Ferdinand von Müller

Geburt und Kindheit


Ferdinand Jakob Heinrich Müller wurde am 30.6.1825 in Rostock als Sohn des Zollbeamten - Strandvogt - Friedrich Müller und seiner Frau Louise, geb. Mertens aus Tönning, geboren. 
Die Familie Müller gehörte dem Kaufmannsstand an, sein Großvater war Transportkaufmann und Gewürzhändler in diesem wichtigen Ostseehafen. Für die Ehren im Franzosenkrieg bei der Schlacht um Sehestedt 1813 erhielt er das Amt des Standvogts und mietfreie Wohnung im Mönchstor (Home, 1997).
Dort in einem alten Stadttor Rostocks lebte die bürgerlich wohlständige Familie bis sein Vater Vater der weit verbreiteten und meist tödlich verlaufenden Tuberkolose 1835 erlag (Maroske, 1997). 
"Mönkes dhor", später Mönchstor, auf dem Stadtplan von Rostock 1625
Helichrysum bracteatum syn. Bracteantha bracteata, Australische Strohblume. Des kindlich behinderten Müllers erste Pflanze und ein Ausblick nach Australien. Bearb. nach: Leonard Cronin, Australian Wildflowers. Envirobook, Annandale NSW, 2000.
Ferdinand Müller soll erst im 5. Lebensjahr das Laufen erlernt haben. Über die Gründe kann nur spekuliert werden, naheliegend wäre eine rachitische Mangelerkrankung.
In der Wohnung, dem erzwungen Lebenszentrum, gab es Blumentöpfe mit Helichrysum stoechas und H. bracteatum, einer australischen Pflanze. Home (1997) zitiert den späteren Ferdinand von Müller "die unbeschreibliche Schönheit prägte meine Sinne, während meiner ganzen Kindheit nach den Pflanzen zu schauen, egal ob im Garten oder im Felde" (Übersetz. sinng., Kohlus). 

Die väterliche Familie war selbst aus dem Raum Magdeburg zugewandert, nach dem Tode des Vaters - Ferdinand Müller war 10 jahre alt - gab es in Rostock keine engeren Verwandten. Die Familie war zwar nicht reich, aber durchaus gut situiert. Ferdinand und die anderen Kinder erbten die hohe Summe von 400 Reichstalern, die bis zur Volljährigkeit mit 21 durch die Stadt verwaltet wurden. Auch seine Mutter Louise hätte dort weiterhin leben können, zog es aber vor, zu ihrer Familie nach Tönning umzusiedeln.

Ferdiand Müller blieb Zeit seines Lebens seiner Geburtsstadt verbunden, sie war ihm vermutlich mehr Heimat als Tönning, Husum und Kiel aber auch Melbourne Australien, wo er den größten Teil seines Lebens verbrachte.
Die Geburtsstadt hatte damals eine noch wichtigere Bedeutung als persönlicher Bezugspunkt wie heute. Home (1997) erläutert, wie Deutschland in zahllose Kleinstaaten unterteilt war. Weder Preussen noch das Sprachgebiet war ein geschlossenes Gebilde, zu dem sich ein klarer Bezug herstellen ließ. Tönning war dänisch, vorwiegend deutschsprachig besiedelt, südlich der Eider gehörte Dithmarschen dem Herzogtum Holstein an. Vermutlich dürfte der 10jährige Ferdinand Müller zudem erfahren haben, daß er hier ein "Zugewanderter" war.

So hinterließ er, als er später aus Schleswig-Holstein emigrierte, einem befreundeten Rostocker Botaniker große Teile seiner Pflanzensammlung aus Eiderstedt und Husum. Aus Australien schickte er im Jahr seines Abschieds von der Arbeit als Direktor des Botanischen Gartens Melbourne 1864 viele Präparate aus Australien und 1879 auch aus Neuseeland, wovon heute neben einer kleinen Eiersammlung noch einige wenige Stopfpräparate und montierte Skelette erhalten sind (Universität Rostock, 2000). Rostock bedachte ihn früh (1864) mit der Ehrenbürgerschaft.

Die Mutter Luise Mertens und Familiengeschichte

Seine Mutter war in Tönning gebohren. Wie die Familie Müller kam ihre Familie auch aus dem Raum Magdeburg, wo ihr Vater - Ferdinads Großvater - 1768 geboren wurde. Urkundlich erstmals erwähnt ist die Martensfamilie 1547 in Aschersleben. Sie zogen in das dänische Tönning, um sich den Verhältnissen unter der napoleonischen Besatzung zu entziehen.
Die Familie Mertens in Tönning war mit der Rostocker Familie Müller befreundet. Ferdinands Eltern heirateten am 10. Aug. 1822 in Tönning, seinen zweiter Vorname Johann erhielt er von seinem nach Tönning gezogen Großvater Johann Georg Mertens. 
Ferdiand hatte eine älter Schwester Ywanne (geb. 1823) und zwei jüngere: Bertha (geb. 1826) und Clara (geb. 1833). Sein Vater bemühte sich um eine möglichst frühe Schulbildung von Ferdinand. Keineswegs üblich, aber sein Vater hatte ein ausgeprägtes Bildungsinteresse und selbst in Rostock an der Universität Vorlesungen in Philosohie und Mathematik belegt.
Klatt (1981) berichtet, daß das Leben vom langsamen Tuberkolosetod seines Vaters geprägt wurde. Er starb in Rostock am 5. Jan. 1835.
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