Erstellt: 20.06.2002
Bearbeitet:22.06.2002
 
  Planung für eine Umgehungsstraße
Die NABU-Gruppe Eidermündung kartiert Froschlaichvorkommen
  Eine Ortumgehung
für den Straßenverkehr durch die Gemeinde Tating ist wohl umumgänglich. Besonders an den Sommerwochenenden wälzt sich ein dichter Verkehrsstrom auf der B202 durch die kleine alte Hauptstraße von Tating. Inzwischen wird wenigstens der Schwerverkehr vor der Ortschaft nach Süden abgeleitet. Trotzdem gibt es hier etwas, daß in Eiderstedt sonst fremd ist: kilometerlange Staus.

Es ist nicht die Aufgabe einer kleinen NABU-Gruppe die viele Jahre währende Diskussion über den Trassenverlauf einer Umgebungsstraße oder einer Ortumgehung durch den Ausbau oder entlang bestehender Verkehrswege neu zu beginnen. Letztere Lösungen wären aus Naturschutzsicht zu befürworten. 

Jede Trasse wird negative Folgen für Anwohner haben, die dann plötzlich starken Verkehr um ihren bisher in Ruhe liegenden Wohnsitz erleiden müssen. Eine Bürgerinitiative hat sich gegen einen vorliegenden Trassenvorschlag gebildet um nach besseren Lösungen zu suchen und die Rechte der Betroffenen zu sichern.  Das scheint auch nötig zu sein, denn wir trafen auf einen Anlieger der nicht aktiv am Leben der Gemeinde teil nimmt und vermutlich auch nicht die lokale Zeitung liest. Zu seinem Entsetzen erfuhr er so von uns, das sein Haus zukünftig zwischen Auffahrt und Haupttrasse der geplanten Umgebungsstrasse liegt. Wir meinen, daß eine bürgerfreundliche Planung auf solche massiv betroffene Anlieger auch aktiv zugehen sollte!
 

 

Foto: Kohlus
 Wir sehen es als unsere Aufgabe,
das naturrelevante Planungsaspekte ausreichende Berücksichtigung erfahren. Die Trasse wird teilweise durch eine der am wenigsten veränderten Landschaftstrukturen Eiderstedts führen. Naturnahe, sich noch schlängelnde Grabenverläufe und zum Teil noch feuchtes Wiesenland legen die Annahme nah, daß im Gebiet heute wichtige Lebensräume für Wiesenvögel und Amphibien liegen. 

Von Zahl und Zeit trauten wir uns eine sachgemäße Kartierung des Froschlaiches als akzeptierte Methode der Erfassung der Bedeutung von Feuchtflächen für die Amphibienpopulation zu. Die Grundeigentümer ließen uns über die BI ihr Einverständnis vermitteln, daß wir die Flächen betreten durften. Wir werden die Ergebnisse auch der BI zur Verfügung stellen. (Eine Darstellung der Ergebnisse hier folgt später.)

Aufgrund der Planungsrelevanz haben wir konservativ kartiert, d.h. Zweifelsfälle wurden nicht mit aufgenommen. Es ergab sich auch die Situation, daß wir uns teilweise von fachkundiger Dritter Seite begleiten lassen konnten, so ein sachgerechtes Vorgehen bestätigt werden konnte.

 
  Arbeitsmaterial
Als Grundlage für die Kartierung nutzen wir die Deutsche Grundkarte mit Nachbesserungen aus dem Luftbild. Bei der Kartierung wurden Aktualisierungen - z.B. zugeschüttete Gräben - nachgetragen.
Es ist sehr anstrengend mehrere Stunden an einer schrägen Grabenböschung entlang zu laufen. Im einen Fall fand ein richtiger Klüttstock Einsatz, wir anderen behalfen uns mit Holzstöcken.

Foto: Kohlus
 
 
Foto: Kohlus
Einüben
Einige von uns bringen Erfahrung mit Kartierarbeiten und auch Laicherfassungen mit. Auf einem kleinen Testgebiet tauschten wir Erfahrungen aus und arbeiteten andere ein.
Dann teilten wir uns in zwei Gruppen, die jeweils eigene Abschnitte erfaßten. Hinterher wurden die Gebiete getauscht. Die Ergebnisse glichen sich bis auf sehr kleine Abweichungen - letztlich wurden bei der Begehung der Gräben der anderen Gruppe nur Laichballen übersehen. Ein Fehler der bei einem konservativen Ansatz nicht die Nachweisergebnisse beeinträchtigt.  Die Ermüdung und das ungemütliche Wetter wirkten - was uns aber auch nicht den Spaß bei der Sache verdarb.
Die Kartierung
von Laichballen zeigt welche Gewässer von den Fröschen zur Vermehrung genutzt werden. Diese Gräben sind daher von besonderer Wichtigkeit für den Erhalt der Population. 

Nicht alle Ballen werden von den Fröschen gleichzeitig gelaicht, daher sind mehrere Wiederholungskartierungen erforderlich. Wir verteilten die Erfassung auf drei Termine je Teilgebiet über etwa drei Wochen. 

Eine Sorge dabei war, daß der Laich verdriftet wird und Ballen so nicht wiedergefunden gar doppelt gezählt werden konnten. Starker Regen vor der letzten Kartierung führte auch zum Wegspülen von Ballen und der erhöhte Wasserstand ließ manche nicht wieder finden. Aber der Laich verändert schnell sein aussehen, so konnte eine Doppelzählung ausgeschlossen werden.


Schon nach wenigen Tagen trüben sich die Ballen, wie wir an markanten Stellen und Formen feststellen konnten.
Foto: Kohlus
  Auf den Versuch den Froschlaich Arten zuzuordnen haben wir verzichtet. Vor allem sind im Gebiet Moorfrösche zu erwarten, aber auch Grünfrösche können vorkommen.

Den Ergebnissen soll hier nur in einem vorgegriffen werden. Wir fanden deutliche Unterschiede im Gebiet. Es ist den Gräben anzusehen, wenn in ihnen kein Laich zu finden ist. Mit Ackerflächen deutlich Abstand zu Gräben zu halten, Bewuchs an den Rändern hinzunehmen, nicht zu intensive Wiesennutzung, möglichst hohe Wasserstände sowie nicht zu hohe und steile Böschungen wirken sich nach unseren Ergebnissen positiv aus. Der vorsichte und naturbedachte Umgang mit Gewässern kann helfen sich gegen Umgehungsstraßen zu schützen. Es würde uns freuen wenn die beobachteten positiven Beispiele sich für die Anlieger unerwartet auszahlt. Sicherlich machen wir gern im nächsten Jahr eine Nachkartierung auf Flächen von denjenigen die sich hierdurch angeregt fühlen in den Gräben ihrer Liegenschaften und mit ihnen anders zu verfahren.

Wir wünschen Niemanden eine Umgehungsstraße an Haus und Hof. Wir selbst und der NABU bemüht sich um eine Verringerung des Autoverkehrs. Viele Anwohner von Tating bezahlen für die Attraktion "Autostrand" und Wochenendtourismus, der viel Schmutz und wenig Geld in unsere Region führt. Den Preis von billiger Mobiliät lernen alle Tatinger mit dem Verlust der letzten  Geschäfte gerade kennen. Billige Mobilität heißt kein Kino im Dorf, immer weniger lokale Meiereien, Krankenhäuser, Schulen, Büchereien ... . Wie war das noch mit der Ökosteuer ? Ja, sie trifft auf dem Lande mehr, weil wir unsere Strukturen schon heute teilweise verloren haben. Noch wachsen aber die Kosten des Lebens in der Stadt mehr - ganz abgesehen von dem Wunsch der dort Lebenden in unsere Region zu entfliehen. Das darf aber nicht das zerstören, was wir zu bieten haben. Verkehr ist unumgänglich auch ein Thema des Naturschutzes.

WIRD ZUVIEL, ABSATZ STREICHEN, NUR NACHRICHTLICH ZUR DEBATTE - ODER VERKÜRZT KERNIG UND RICHTIGER ALS ICH WEIß

Und Landwirtschaft ? Wie bei den Gräben profitiert die Natur von einer Landwirtschaft, die nicht jedes Mittel und jeden Quadratmeter ausnutzt. Eine solche Landnutzung unterstütz sogar oft die Artenvielfalt. Was wir nicht wollen ist eine Situation in der immer früher gemäht, immer mehr gedüngt, immer mehr Flächen von Grünland in Acker verwandelt werden - in der Hoffnung des Landwirtes das sein Hof länger überlebt als der des Nachbarn. Neben die europaweiten, gleichmachenden Programme der EU möchten wir Programme die den Lebensraum und die Struktur in einer vielfach intakten Region wie Eiderstedt erhalten. Die politische Kooperation mit der Agrarindustrie heißt nicht nur in unserer Region Tod der Höfe. 
Der Vorschriften sind mehr als genug, kein Landwirt ist froh über die zunehmende Einmischung des stark gewordenen Naturschutzes. Wir eiderstedt und norddithmarscher NABU-Gruppe sind auch nicht froh, daß unser Bemühen für den Naturschutz vorwiegend durch Einschränkung und Verordnungen wirkt. 

 
 
 
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