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Eine Ortumgehung
für den Straßenverkehr durch die Gemeinde Tating ist wohl
umumgänglich. Besonders an den Sommerwochenenden wälzt sich ein
dichter Verkehrsstrom auf der B202 durch die kleine alte Hauptstraße
von Tating. Inzwischen wird wenigstens der Schwerverkehr vor der Ortschaft
nach Süden abgeleitet. Trotzdem gibt es hier etwas, daß in Eiderstedt
sonst fremd ist: kilometerlange Staus.
Es ist nicht die Aufgabe einer kleinen NABU-Gruppe die viele Jahre währende
Diskussion über den Trassenverlauf einer Umgebungsstraße oder
einer Ortumgehung durch den Ausbau oder entlang bestehender Verkehrswege
neu zu beginnen. Letztere Lösungen wären aus Naturschutzsicht
zu befürworten.
Jede Trasse wird negative Folgen für Anwohner haben, die dann plötzlich
starken Verkehr um ihren bisher in Ruhe liegenden Wohnsitz erleiden müssen.
Eine Bürgerinitiative hat sich gegen einen vorliegenden Trassenvorschlag
gebildet um nach besseren Lösungen zu suchen und die Rechte der Betroffenen
zu sichern. Das scheint auch nötig zu sein, denn wir trafen
auf einen Anlieger der nicht aktiv am Leben der Gemeinde teil nimmt und
vermutlich auch nicht die lokale Zeitung liest. Zu seinem Entsetzen erfuhr
er so von uns, das sein Haus zukünftig zwischen Auffahrt und Haupttrasse
der geplanten Umgebungsstrasse liegt. Wir meinen, daß eine bürgerfreundliche
Planung auf solche massiv betroffene Anlieger auch aktiv zugehen sollte!
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Foto: Kohlus |
Wir sehen es als unsere Aufgabe,
das naturrelevante Planungsaspekte ausreichende Berücksichtigung
erfahren. Die Trasse wird teilweise durch eine der am wenigsten veränderten
Landschaftstrukturen Eiderstedts führen. Naturnahe, sich noch schlängelnde
Grabenverläufe und zum Teil noch feuchtes Wiesenland legen die Annahme
nah, daß im Gebiet heute wichtige Lebensräume für Wiesenvögel
und Amphibien liegen.
Von Zahl und Zeit trauten wir uns eine sachgemäße Kartierung
des Froschlaiches als akzeptierte Methode der Erfassung der Bedeutung von
Feuchtflächen für die Amphibienpopulation zu. Die Grundeigentümer
ließen uns über die BI ihr Einverständnis vermitteln, daß
wir die Flächen betreten durften. Wir werden die Ergebnisse auch der
BI zur Verfügung stellen. (Eine Darstellung der Ergebnisse hier folgt
später.)
Aufgrund der Planungsrelevanz haben wir konservativ kartiert, d.h. Zweifelsfälle
wurden nicht mit aufgenommen. Es ergab sich auch die Situation, daß
wir uns teilweise von fachkundiger Dritter Seite begleiten lassen konnten,
so ein sachgerechtes Vorgehen bestätigt werden konnte. |
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Die Kartierung
von Laichballen zeigt welche Gewässer von den Fröschen zur
Vermehrung genutzt werden. Diese Gräben sind daher von besonderer
Wichtigkeit für den Erhalt der Population.
Nicht alle Ballen werden von den Fröschen gleichzeitig gelaicht,
daher sind mehrere Wiederholungskartierungen erforderlich. Wir verteilten
die Erfassung auf drei Termine je Teilgebiet über etwa drei Wochen.
Eine Sorge dabei war, daß der Laich verdriftet wird und Ballen
so nicht wiedergefunden gar doppelt gezählt werden konnten. Starker
Regen vor der letzten Kartierung führte auch zum Wegspülen von
Ballen und der erhöhte Wasserstand ließ manche nicht wieder
finden. Aber der Laich verändert schnell sein aussehen, so konnte
eine Doppelzählung ausgeschlossen werden. |
Schon nach wenigen Tagen trüben sich die Ballen,
wie wir an markanten Stellen und Formen feststellen konnten.
Foto: Kohlus
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Auf den Versuch den Froschlaich Arten zuzuordnen haben
wir verzichtet. Vor allem sind im Gebiet Moorfrösche zu erwarten,
aber auch Grünfrösche können vorkommen.
Den Ergebnissen soll hier nur in einem vorgegriffen werden. Wir fanden
deutliche Unterschiede im Gebiet. Es ist den Gräben anzusehen, wenn
in ihnen kein Laich zu finden ist. Mit Ackerflächen deutlich Abstand
zu Gräben zu halten, Bewuchs an den Rändern hinzunehmen, nicht
zu intensive Wiesennutzung, möglichst hohe Wasserstände sowie
nicht zu hohe und steile Böschungen wirken sich nach unseren Ergebnissen
positiv aus. Der vorsichte und naturbedachte Umgang mit Gewässern
kann helfen sich gegen Umgehungsstraßen zu schützen. Es würde
uns freuen wenn die beobachteten positiven Beispiele sich für die
Anlieger unerwartet auszahlt. Sicherlich machen wir gern im nächsten
Jahr eine Nachkartierung auf Flächen von denjenigen die sich hierdurch
angeregt fühlen in den Gräben ihrer Liegenschaften und mit ihnen
anders zu verfahren.
Wir wünschen Niemanden eine Umgehungsstraße an Haus und Hof.
Wir selbst und der NABU bemüht sich um eine Verringerung des Autoverkehrs.
Viele Anwohner von Tating bezahlen für die Attraktion "Autostrand"
und Wochenendtourismus, der viel Schmutz und wenig Geld in unsere Region
führt. Den Preis von billiger Mobiliät lernen alle Tatinger mit
dem Verlust der letzten Geschäfte gerade kennen. Billige Mobilität
heißt kein Kino im Dorf, immer weniger lokale Meiereien, Krankenhäuser,
Schulen, Büchereien ... . Wie war das noch mit der Ökosteuer
? Ja, sie trifft auf dem Lande mehr, weil wir unsere Strukturen schon heute
teilweise verloren haben. Noch wachsen aber die Kosten des Lebens in der
Stadt mehr - ganz abgesehen von dem Wunsch der dort Lebenden in unsere
Region zu entfliehen. Das darf aber nicht das zerstören, was wir zu
bieten haben. Verkehr ist unumgänglich auch ein Thema des Naturschutzes.
WIRD ZUVIEL, ABSATZ STREICHEN, NUR NACHRICHTLICH ZUR DEBATTE - ODER
VERKÜRZT KERNIG UND RICHTIGER ALS ICH WEIß
Und Landwirtschaft ? Wie bei den Gräben profitiert die Natur von
einer Landwirtschaft, die nicht jedes Mittel und jeden Quadratmeter ausnutzt.
Eine solche Landnutzung unterstütz sogar oft die Artenvielfalt. Was
wir nicht wollen ist eine Situation in der immer früher gemäht,
immer mehr gedüngt, immer mehr Flächen von Grünland in Acker
verwandelt werden - in der Hoffnung des Landwirtes das sein Hof länger
überlebt als der des Nachbarn. Neben die europaweiten, gleichmachenden
Programme der EU möchten wir Programme die den Lebensraum und die
Struktur in einer vielfach intakten Region wie Eiderstedt erhalten. Die
politische Kooperation mit der Agrarindustrie heißt nicht nur in
unserer Region Tod der Höfe.
Der Vorschriften sind mehr als genug, kein Landwirt ist froh über
die zunehmende Einmischung des stark gewordenen Naturschutzes. Wir eiderstedt
und norddithmarscher NABU-Gruppe sind auch nicht froh, daß unser
Bemühen für den Naturschutz vorwiegend durch Einschränkung
und Verordnungen wirkt. |
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