Das Vereinshaus des Tönninger Kanu-Clubs liegt direkt an der Eider. Einst diente der "Rote Schuppen" als Lagerhaus für Stückgut der Tönning-Australien-Linie GmbH. Der Versuch mit dem Australienhandel, Tönning als Fernhandelshafen aufzubauen, scheiterte nach kurzer Zeit. Durch ein Konkurenzverbot wich 1905 der Reeder F. Loesener-Sloman & Co von Hamburg auf den Hafen Tönning aus. Zwischen 1905 und 1907 wurden bis zu sechs Frachttransporte im Jahr mit Dreimastbaken von Tönning nach Melbourne und Sydney unternommen. Mit einer Größe von rund 1100 bis 1700 BRT und Längen zwischen 60 und 80 m waren die Segler für den Fernverkehr konkurrenzfähige Schiffe. | |
Der Loesener-Sloman entstammte der bekannten Reeder-Familie Sloman.Der Reeder William Palgrave Sloman waren aufgrund der Kontinentalsperre durch Napoeon I von Hamburg in das dänische Tönning als Hafenstandort ausgewichen. Dänemark stand neutral zwischen England und Frankreich, verdiente als Handels- und Seemacht und wurde von beiden Seiten unter Druck gesetzt. Großbritanien überfällt 1807 Dänemark völkerrechtswidrig (Bock 2008), die dänische Flotte wird im Hafen von Kopenhagen zerstört, viele Menschen in der Stadt kommen um. Mit dem Verlust der dänischen Neutralität fällt auch die Bedeutung des Tönninger Hafens. Von 1899-1905 war der umtriebige Reeder Vorsitzender der Vereinigung Hamburger Schiffsmakler und Schiffsagenten, die drei Jahre zuvor nach einem Hafenarbeiterstreik gegründet worden war.Als sich Friedrich Loesener-Sloman von seinem Partner Robert M. Sloman trennte, wurde ein familiäres Konkurenzverbot vereinbart. Reedereistandort wurde Tönning. |
Eine der Reedereifahnen der Sloman Reedereien. Schwan und Burg stehen für die Städte Hamburg und Tönning. Bild: Jarig Bakker; Flags of the world |
Im ersten Jahr des Unternehmens wurden 5 Barken
von der Reederei gechartert und eine Bark ("Nordsee") erworben.1906 kamen
noch zwei weitere Barken hinzu, die "Nordstern" und der Stahlbau "Anna",
betrieben durch die Tönning-Australien-Linie GmbH. Die ansäßigen
Lotsen waren mit der Steuerung solch großer Schiffe durch die Eider
überfordert und forderten Tagesnavigation.
Als sehr Nachteilig für die Handelslinie erwies sich die Infrastruktur und Verkehrsanbindung von Tönning. Die Hafenkräne mit 8 t Tragkraft waren zu klein aber am meisten wog der Landtransport. Nicht nur, daß die Reichsbahn erst 1906 Tönning als Seehafen anerkannte und mit vergünstigten Tarifen anfuhr sondern auch die Bahn-Dampffähre zwischen Karolinenkoog und Tönning war den notwendigen Transportkapazitäten nicht gewachsen. Da die meisten Waren von Süden über Hamburg nach Tönning gelangten, wirkte der verlängerte Landtransport direkt auf den Preiswettbewerb. Durch die Gründung der “Nordischen Küstenfahrt Aktiengesellschaft” durch Loesener-Sloman & Bode sollte der billigere Seeweg von Hamburg zur Zulieferung zum Hafen Tönning Abhilfe schaffen. 14 Leichter von rund 80 bis 250 BRT, die von einem Schleppdampfer gezogen wurden erworben und eingesetzt. Die Stadt Tönning versuchte das Vorhaben zu fördern, verbilligte die Bereitstellung von Bahnwaggons auf den Hafengleisen und baute eine vierte Lade- und Löschbrücke, die Preußenbrücke. Reste der Pfähle sind bis heute im Eiderwatt vor dem Roten Schuppen zu sehen. Um ausreichende Lagerkapazitäten zu schaffen, wurde der Rote Schuppen gebaut. Als im Dezember 1906 das Reedereischiff “Nordland” vor den Shetlands bei der Ausfahrt strandete, war das Ende der Schiffahrtslinie eingeläutet. 1907 ging die Reederei in den Konkurs. Große Pläne, eine Dampfschifffahrtslinie von Tönning nach Australien einzurichten, wurden dann nicht mehr angegangen. Nachhaltiger war die Verbindung Tönnings mit Australien über die Wissenschaft, der Humboldt Australiens wohnte zeitweilig im heutigen Wasser- und Schiffahrtsamt. | |
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